Gespenster in Gunzenhausen?

Sanft streicht der Wind über den Kirchplatz und durch die Kirchengasse. Die umliegenden Häuser blicken ehrfürchtig zu St. Marien, unserer evangelischen Stadtkirche, empor.

Es ist kurz nach 20 Uhr und die Störche haben sich zum allabendlichen Klapperplausch auf dem Kirchendach versammelt. Die private Stadtführung Gunzenhausen ist mit einer Gruppe zur Themenführung „Gunzenhausen bei Nacht“ unterwegs. Interessiert lauschen die Gäste den Ausführungen der Stadtführerin. Ein neugieriger Blick auf die Jakobsmuschel am Seitenportal der Kirche. Da, ein erstauntes „Huch“! Ein Gast hat das kleine Gespenst am Haus Nr. 6 entdeckt und möchte gerne Hintergrundwissen: 

Dachgespenst

Als Herr König, der jetzige Besitzer des Hauses, das Anwesen erstanden hat, wies seine Vorbesitzerin darauf hin, daß es in dem Haus spukt. Nun, Herr König ließ sich davon nicht abschrecken. Jede Nacht wartete er gespannt darauf, dass sich das Gespenst meldet.

 Endlich ein Klopfen und Geräusche auf dem Dachboden. Todesmutig und mit einer Taschenlampe bewaffnet schlich sich Herr König nach oben. Türe auf, Geflatter, Gekrächze, kein Gespenst, aber Tauben, das war der ganze Spuk.

Die Geschichte ließ aber Herrn König nicht los, denn schließlich wurden früher die Toten auf dem Kirchhof bestattet und unter der Stadtkirche sind noch über 50 Gruften zu finden.

Vielleicht spukt der Geist von Sebastian Kracker, der um 1650 dem strengen Karmeliterorden entfloh, zum evangelischen Glauben konvertierte und Kaplan in Gunzenhausen wurde, noch durch die Gassen.  Der ehemalige Mönch war lange Jahre als Seelsorger tätig, heiratete und hatte neun Kinder. Mit zunehmendem Alter wurde er schwermütig und nahm sich das Leben, weswegen er kein christliches Begräbnis erhielt und in ungeweihter Erde bestattet wurde.

Vielleicht ist er noch nicht zur Ruhe gekommen?

Nun, Herr König ließ den gestampften Boden in seinem Keller betonieren und hat seitdem kein gruseliges Klopfen mehr vernommen. Mehr Geschichten gibt es bei den Stadtführungen. 

Bild und Text / Gisela Dauer