Drei Jurahäuser in Not

Drei Jurahäuser in Not

Jurahäuser in Not

Jurahausverein bemüht sich um drei gefährdete Jurahäuser

Erst vor kurzem schaltete der Jurahausverein e.V. seine neue Plattform „Jurahäuser in Not“ (www.jurausverein.de/jurahaeuser-in-not frei, und rückt nun drei dringliche Fälle aus dem Landkreis Eichstätt in den Fokus:
Hofstetten, Schlossstraße 24, das Hebammenhäusl in Böhmfeld und das Anwesen Martinstraße 4 in Titting.

Schlossstrasse 24 jurahaus

Hofstetten – Schlossstraße 24

Im Rahmen der geplanten Dorferneuerung wurde für Hofstetten ein denkmalpflegerischer Erhebungsbogen erstellt. Über das Jurahaus Schlossstraße 24 heißt es, es sei Ortsbild prägend und erhaltenswert. Christian Meixner, der mit seiner Familie das Bengel-Anwesen in Hofstetten beispielhaft saniert hat, sieht das ganz ähnlich: „Der denkmalpflegerische Erhebungsbogen ist sogar auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht! Das Gebäude ist ein Baudenkmal, auch wenn es nicht in die Denkmalliste eingetragen ist. Es ist nicht baufällig. Vielleicht fehlt es nur an guten Ideen“, meint er. „Es ist neben dem Bauernhofmuseum und dem Pfarrhof das einzige Jurahaus in der Schlossstraße, das noch die bauzeitlichen Fensteröffnungen hat. Im Inneren sind wohl wenigstens im Erdgeschoß Bohlen-Balken-Decken vorhanden. Daraus kann ein wahres Juwel werden!“ Der Gemeinderat aber stimmte einstimmig dem Abbruch zu.

Hebammenhaeusl Ruthrof Gaimersheimer Oestl. Roemerstr.

Hebammenhäusl in Böhmfeld

Das Hebammenhäusl in Böhmfeld liegt einer ganzen Reihe von Bürgern am Herzen. Es ist das einzige Fachwerkgebäude im Ort und ein schmuckes Jurahaus. Es soll einem Neubau weichen. Bereits im vergangenen Jahr stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dem Ansinnen der Eigentümerin zu.

Diese beiden Jurahäuser sind nicht in die bayerische Denkmalliste eingetragen und genießen deshalb keinen Denkmalschutz. Die Voraussetzung dafür, dass Abbrüche durch Privatpersonen von solch wertvollen Gebäuden verhindert werden können, sind verbindliche Gestaltungssatzungen der Gemeinden. Dort muss der Erhalt historischer Bauten festgeschrieben sein. „Bei entsprechendem Konzept kann es auch hohe Fördermittel für den Erhalt geben, wie z.B. durch das Programm „Innen statt Außen“ im Rahmen der Städtebaufördermittel“, berichtet Eva Martiny, die 1. Vorsitzende des Jurahausvereins.

Titting Martingasse 4

Plattform für Jurahäuser in Not

Meldungen sind möglich unter der Online-Plattform www.jurahaus-verein.de/jurahaeuser-in-not
per Mail an buero@jurahausverein.de
oder postalisch an Jurahausverein e.V., Rot-Kreuz-Gasse 17, 85049 Eichstätt

Museum: Das Jurahaus

Das Museum DAS JURAHAUS in Eichstätt, wo sich viele Anregungen für Instandsetzungen finden, hat ab 1. April wieder länger geöffnet: mittwochs 9 bis 12 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag 14 bis 17 Uhr und sonntags 14 bis 16 Uhr. Über die Veranstaltungsreihe „Tage der offenen Jurahäuser“ mit ihren positiven Sanierungsbeispielen kann man sich bereits auf der Internetseite des Vereins informieren.

Titting, Martinsstr. 4

Anders verhält es sich mit dem Haus in der Martinsstraße 4 in Titting. Es steht unter Denkmalschutz, aber es verfällt. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so der Jurahausverein.

Der Erhalt der traditionellen Baukultur und der Handwerkstechniken der Jurahäuser wurde 2018 in die bayerische und 2021 in die deutsche Liste der UNESCO für das Immaterielle Kulturerbe eingetragen. „Das bedeutet auch eine Verantwortung für die Kommunen! Die Jurahäuser sind für die Altmühlregion Alleinstellungsmerkmal und identifikationsstiftend für eine kommunale Gemeinschaft. Sie prägen das Ortsbild mit ihrer unverwechselbaren Architektur im Unterschied zu modernistischen Allerweltsbauten, die überall stehen könnten“, so Martiny.

Besonderes Augenmerk legt der Verein auch auf das Thema Nachhaltigkeit. „Der Abbruch und Neubau eines Gebäudes ist eine unverantwortliche Ressourcen- und Energieverschwendung. Man hat ja bereits einen Rohbau. Den reißt man ab, um ihn durch einen anderen zu ersetzen. Die Zementindustrie ist eine der größten CO2-Emittenten, Stichwort „Graue Energie“. Die Instandsetzung eines Gebäudes ´verbraucht nur einen Bruchteil der Energie, die für einen Neubau aufgewendet werden muss“, argumentiert die Vereinsvorsitzende. Und kritisiert die Gemeindevertreter: „Man kann nicht über den Klimawandel jammern und dann vor der Haustür handeln, als gebe es kein Morgen!“
Man müsse sich nur die abertausenden Arbeitsstunden vergegenwärtigen, die ein solches Gebäude an Handwerksleistung enthält: Mit der Hand gebrochene Bruchsteine, handbehauene Balken, gesunde und ökologische Baumaterialien, alles sorgfältigst verarbeitet. „Warum wird dieser Wert nicht gesehen?“ fragt sich Martiny.

Der Verein bietet allen seine Unterstützung für den Erhalt der Jurahäuser an: „Im Rahmen unserer ehrenamtlichen Möglichkeiten können wir beraten, informieren und helfen, Nutzungsideen zu entwickeln, oder gegebenenfalls Käufer für eine Instandsetzung zu finden.“

 

Text und Bilder: Jurahaus Verein e.V.