Zurück in die Kindheit – ein Besuch im Spielzeugmuseum Ellingen
Eine Zeitreise zurück in unsere Kindheit und die Kindheit unserer Eltern und Großeltern erwartet die Besucher des Spielzeugmuseums in Ellingen. Auf mehreren Stockwerken sehr passend untergebracht im stadtauswärts gesehen rechten Turm des Pleinfelder Tores, hat Henriette Westinger, Initiatorin und Betreiberin des Museums, über viele Jahre zusammengetragen und selbst gefertigt, was das Herz junger und junggebliebener Besucher höherschlagen lässt. Ein Besuch dort versetzt schon beim Betreten des Turms in alte Zeiten und lässt alte und junge Besucher staunen. Dort ist so viel geboten, dass man immer wieder neue Details entdeckt und sich sicher auch nach mehreren Besuchen nicht sattgesehen hat.
Wie kommt man darauf, ausgerechnet Spielzeug zu sammeln und dann ein Museum daraus zu machen? Das haben wir bei einem Rundgang durch das Museum erfahren dürfen.
Altmühlfranken entdecken: Frau Westinger, Sie haben all das, was es hier zu sehen gibt, eigenhändig gesammelt und zusammengestellt. Wie kommt man auf eine solche Idee? Woher kommt die Begeisterung?
Henriette Westinger: Ich bin in Polen aufgewachsen und 1981 nach Deutschland gekommen. Da ich nach einem Besuch bei Verwandten einfach nicht mehr zurückgefahren bin, hatte ich natürlich nichts, außer den paar Sachen, die man eben zu einem kurzen Besuch mitnimmt. Und auch aus meiner Kindheit kannte ich nicht viel Spielzeug. In Polen herrschte Mangel an allem. Da waren Spielsachen bestimmt nicht das, worauf besonders viel Wert gelegt werden konnte und was uns unsere Eltern einfach so schenken konnten. Das, was wir hatten, haben unsere Eltern für und gebastelt oder eben wir selbst. Ich hatte eine Puppenstube aus Karton und habe meinen Puppen selber die Kleidung genäht. Sicher haben mich diese Erfahrungen geprägt und seither nicht mehr losgelassen.
Altmühlfranken entdecken: Sie hatten also keinerlei „Grundstock“ für Ihre Sammlung, als Sie hierhergekommen sind. Wie kommt man dann zu so vielen Stücken aus den unterschiedlichsten Epochen? Die Sammlung ist ja beträchtlich.
HW: Am Anfang hatte ich nicht viel Geld und konnte natürlich nicht alles kaufen, was mir gefallen hätte. Ich habe also mit den Dingen angefangen, die damals billig zu bekommen waren. Spielsachen aus den 60er und 70er Jahren. Plastik pur, oft in grellem orange (lacht). Später dann, als ich nicht mehr ganz so auf jeden Pfennig schauen musste, habe ich in Auktionshäusern Stücke ersteigert, die mich fasziniert und begeistert haben. Aber damals habe ich natürlich noch nicht an ein Museum gedacht. Erst als es zu Hause immer voller wurde und Besucher, die sich meine Sammlung angeschaut haben, nicht lange genug schauen konnten, kam mir die Idee, meine Schätze auch anderen Menschen zu zeigen.
Kontakt & Öffnungszeiten
Geöffnet am Ellinger Altstadtfest bis 23.00 Uhr.
Ansonsten Terminvereinbarung jederzeit unter der Telefonnummer 09141-70545.
Altmühlfranken entdecken: Die Idee kann man ja haben. Aber wie geht man dann vor? Wen fragt man?
HW: Ich habe lange überlegt und mir dann einen Termin bei Bürgermeister Hasl geben lassen. Dem habe ich erzählt, was ich gerne machen möchte, und dass ich dazu seine Hilfe brauche. Er hat mir dann ganz pragmatisch und ohne zu zögern den Schlüssel des Torturms in die Hand gedrückt und gesagt: „Madla, mach!“ – und ich habe gemacht (lacht). Damals war im Turm noch das Heimatmuseum untergebracht, aber dreiviertel des Turms stand leer. Und da konnte ich erstmal anfangen. Inzwischen ist das Heimatmuseum ausgelagert, nur ein paar Reste sind noch im Turm. Aber die sollen auch bleiben. Ich kann schöne alte Sachen einfach nicht wegwerfen oder aufgeben.
Schwierig ist nur manchmal, dass man alles anpassen muss, weil ein runder Turm nun mal keine rechten Winkel hat. Und Mauern, die so alt sind, sind nun mal nicht wirklich gerade. Darum muss man alle Regale und Schränke extra anfertigen. Aber da hilft mir mein Mann. Und Vitrinen habe ich auch schon geschenkt bekommen. So findet alles seinen Platz.
Altmühlfranken entdecken: Sie haben also „gemacht“. Was heißt das genau?
HW: Zum einen hatte ich schon viel gesammelt, das ich jetzt endlich so ausstellen konnte, dass die Sachen gut zur Geltung kamen. Ich konnte arrangieren und dekorieren, wie ich wollte. Da ich schon immer sehr auf Details geachtet habe, hat mir das sehr viel Spaß gemacht – und macht es immer noch.
Außerdem habe ich damals noch im Schwabacher Krankenhaus im Nachtdienst gearbeitet. Wenn nicht viel los war, hatte ich Zeit zu basteln und meine Sammlung um die Dinge zu ergänzen, die ich mir gut vorstellen konnte, um das Gesamtbild abzurunden.
Inzwischen bekomme ich immer wieder mal etwas Neues von Menschen, die das Museum besucht haben und begeistert vom Konzept sind. Außerdem wissen die Mitarbeiter beim Recyclinghof schon, dass ich regelmäßig vorbeikomme. Die Sammlung wächst also stetig weiter.
Altmühlfranken entdecken: Dann bleibt ja nur noch, dem Museum viele interessierte und begeisterte Besucher zu wünschen! Allein die Atmosphäre versetzt in alte Zeiten und lässt so manche Jugenderinnerungen wach werden.
Wann haben Sie denn geöffnet?
HW: In nächster Zeit ist am ersten Julisonntag zum Braureifest von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Danach zum Altstadtfest. Da habe ich sogar bis 23 Uhr auf. Ansonsten kann man mich jederzeit anrufen, und einen Termin vereinbaren. Das geht auch ganz kurzfristig unter der Telefonnummer 09141-70545.
Altmühlfranken entdecken: Frau Westinger, vielen Dank für das Gespräch.
Text und Fotos: Anette Lederhos-Fay (mit freundlicher Genehmigung)